Die Pflegegrad-Begutachtung ist ein entscheidender Schritt, um Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten. Doch viele Antragsteller machen Fehler, die zu einer falschen Einstufung führen können. Oft geschieht dies aus Unsicherheit oder fehlender Vorbereitung.

Damit Sie optimal vorbereitet sind, stellen wir Ihnen die fünf häufigsten Fehler vor und erklären, wie Sie diese vermeiden, um eine faire und realistische Beurteilung zu erhalten.


1. Unzureichende Vorbereitung

Viele Antragsteller unterschätzen die Bedeutung einer guten Vorbereitung und vertrauen darauf, dass der Gutachter die Pflegesituation richtig einschätzt. Doch in der kurzen Zeit des Besuchs kann nicht alles erfasst werden.

🔹 So vermeiden Sie diesen Fehler:

  • Führen Sie mindestens zwei Wochen vor dem Termin ein detailliertes Pflegetagebuch, in dem alle Unterstützungsleistungen dokumentiert werden.
  • Sammeln Sie alle relevanten medizinischen Unterlagen wie Arztberichte, Diagnosen und Krankenhausentlassungen.
  • Machen Sie sich mit den Begutachtungskriterien des Medizinischen Dienstes (MD) vertraut, um den Bewertungsprozess zu verstehen.

Eine sorgfältige Vorbereitung trägt dazu bei, dass der Pflegebedarf realistisch eingeschätzt wird.


2. Die Wohnung extra aufräumen

Viele Angehörige möchten einen guten Eindruck hinterlassen und räumen die Wohnung vor dem Gutachterbesuch gründlich auf. Doch genau das kann sich negativ auf die Pflegegrad-Einstufung auswirken!

🔹 So vermeiden Sie diesen Fehler:

  • Lassen Sie die Wohnung in ihrem alltäglichen Zustand. Wenn Pflegehilfsmittel herumstehen oder bestimmte Bereiche unaufgeräumt sind, zeigt dies den tatsächlichen Unterstützungsbedarf.
  • Achten Sie darauf, dass der Gutachter genutzte Hilfsmittel wie Gehhilfen, Haltegriffe oder Toilettenstühle sieht.

Der Pflegeaufwand sollte realistisch erkennbar sein und nicht durch eine geschönte Darstellung verfälscht werden.


3. Die eigene Situation zu positiv darstellen

Viele Pflegebedürftige neigen dazu, sich während der Begutachtung besser darzustellen, als es der Realität entspricht. Dies geschieht oft aus Stolz oder Höflichkeit gegenüber dem Gutachter. Doch wer seinen Zustand beschönigt, riskiert eine zu niedrige Einstufung!

🔹 So vermeiden Sie diesen Fehler:

  • Ermutigen Sie die pflegebedürftige Person, ehrlich über ihre Einschränkungen zu sprechen.
  • Achten Sie darauf, dass Aussagen wie „Das geht schon.“ oder „Ich brauche keine Hilfe.“ vermieden werden, wenn dies nicht der Realität entspricht.
  • Zeigen Sie dem Gutachter alltägliche Abläufe, beispielsweise wie das Aufstehen vom Stuhl oder das Anziehen tatsächlich erfolgt.

Eine ehrliche Darstellung der Situation ist entscheidend für eine angemessene Einstufung.


4. Psychische Einschränkungen unterschätzen

Besonders bei Erkrankungen wie Demenz oder Depressionen werden psychische Einschränkungen oft nicht ausreichend erwähnt. Da sie nicht sofort sichtbar sind, werden sie schnell übersehen – mit der Folge einer zu niedrigen Einstufung.

🔹 So vermeiden Sie diesen Fehler:

  • Weisen Sie auf alle psychischen Beeinträchtigungen hin, auch wenn sie auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, z. B.:
    • Vergesslichkeit und Orientierungsschwierigkeiten
    • Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit
    • Ängste oder sozialer Rückzug
  • Falls vorhanden, legen Sie eine ärztliche Diagnose oder ein psychiatrisches Gutachten vor.

Auch scheinbar geringe psychische Einschränkungen können den Pflegegrad beeinflussen.


5. Alleine Begutachtungstermin wahrnehmen

Viele Pflegebedürftige nehmen den Termin alleine wahr, um Angehörige nicht zu belasten. Doch ohne Unterstützung werden oft wichtige Aspekte vergessen oder ungenau dargestellt.

🔹 So vermeiden Sie diesen Fehler:

  • Nehmen Sie eine Vertrauensperson mit – dies kann ein Angehöriger, ein Pflegedienst oder ein Betreuer sein.
  • Die Begleitperson kann helfen, wenn die pflegebedürftige Person unsicher ist, zögert oder wichtige Details vergisst.
  • Sie kann außerdem verdeutlichen, welche Hilfe tatsächlich im Alltag notwendig ist.

Eine zweite Person kann sicherstellen, dass der Pflegebedarf vollständig erfasst wird.


Fazit: Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zur richtigen Pflegegrad-Einstufung!

Die Pflegegrad-Begutachtung ist eine entscheidende Gelegenheit, den tatsächlichen Pflegebedarf festzustellen und die Leistungen zu erhalten, die wirklich benötigt werden.

💡 Die wichtigsten Tipps auf einen Blick:
✔ Bereiten Sie sich gründlich vor und führen Sie ein Pflegetagebuch.
✔ Lassen Sie die Wohnung in ihrem gewohnten Zustand.
✔ Stellen Sie die Pflegesituation realistisch dar – keine Beschönigungen!
✔ Erwähnen Sie auch psychische Einschränkungen.
✔ Gehen Sie nicht alleine zum Termin – eine Begleitperson hilft enorm.

Wenn Sie Unterstützung beim Pflegegrad-Antrag benötigen oder Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Seite!